Werner und Christa
Werner und Christa sind seit elf Jahren ein Paar. Sie machen einen unbeschwerten Eindruck. Als wäre es nie anders gewesen. Aber so ist es nicht. Vor ihrer ersten Begegnung haben beide sehr leidvolle Erfahrungen gemacht. Auf die Frage, ob ihre Lebensgeschichten heute ihre Beziehung beeinflussen, antworten beide, dass sie viel Verständnis für einander haben. Beide möchten ihr Leben genießen – einzeln und zusammen.
Werner: „Ich habe mich wieder ins Leben reingelebt“
Werner ist ein aufgeschlossener Mensch und meist um keinen Spruch verlegen. Das merkt man schnell, wenn man ihn trifft. Auf die Idee, dass er in seinen Leben sehr leidvolle Erfahrungen machen musste, kommt man nicht.
Er war 43 Jahre mit seiner Frau Magerit zusammen, als diese mit 63 Jahren an Lungenkrebs erkrankte und innerhalb von nur drei Monaten verstarb. Mit ihr hat er einen Sohn und eine Tochter. „Die Kinder sind erwachsen und wir hatten noch viele Pläne“, erinnert er sich. Zuerst sah es auch danach aus, als würde es bergauf gehen. „Die erste Chemo war überstanden und man hat ja immer noch Hoffnung, doch dann kam der Tod sehr schnell und überraschend“, erzählt er. „Sie ist zuhause an Herzversagen verstorben – ein Schock für uns alle. Auf einmal war sie da: die Leere. Natürlich wollte er sich verkriechen, aber das war eigentlich nicht sein Ding. „Ich habe mich wieder ins Leben reingelebt“, sagt Werner. Seine Kinder und Freunde haben ihm dabei geholfen. „Aber das muss man auch zulassen – die Trauer und die Hilfe der anderen. Ich habe gesagt, wie mir zu Mute ist. Ich habe mich nicht verschlossen. Auch wenn es schwerfällt. Mach was, geh raus.“
Christa: Lebenslust und kleine Routinen
Christa blickt auf eine lange und glückliche Ehe mit ihrem Mann zurück. Sie waren mehr als 40 Jahre verheiratet und hatten viele Pläne für die Zeit nach dem Berufsleben geschmiedet. „Wir wollten voll und ganz für die Enkelkinder da sein. Darauf haben wir uns sehr gefreut“, erinnert sie sich. „Plötzlich ging es meinem Mann schlecht. Wir hatten den Verdacht, dass etwas mit seinem Herz nicht stimmt. Es stellte sich aber heraus, dass da etwas in seinem Kopf ist, ein Meningeom. Nicht schlimm“, erzählt sie. Es folgte eine Operation bei der ihr Mann einen Herzstillstand erlitt. Es folgen noch zwei weitere Operationen – ebenfalls mit Komplikationen. „Danach ging nichts mehr“, erinnert sich Christa. Aus dem Meningeom wurde eine Metastase mit der Diagnose, dass der eigentliche Tumor im Bauch sitzt. Es folgte schwere Zeit für beide mit langen Klinikaufenthalten und Zeiten zu Hause, bei denen Christa die Betreuung übernahm. Eine Zeit lang ging es besser, doch dann kam eine Infektion dazu und nahm die letzten Reserven. „In dieser Zeit haben sich unsere Freunde nicht abgewendet“, erzählt Christa „Im Gegenteil. Sie waren alle da, haben gemeinsam mit ihr gelitten, gebetet und getrauert. Wir haben auch die Enkelkinder miteinbezogen, eine schöne Erfahrung“, erinnert sie sich. Der Leidensweg dauerte ein Jahr und zwei Monate. Danach war Christa mit ihrer Kraft am Ende. „Ich bin völlig zusammengebrochen, habe Rheuma bekommen und viele Ängste gehabt.“ Ihr Trost waren die Enkelkinder, der familiäre Zusammenhalt und nicht zuletzt ihre Lebenslust. „Das Leben geht weiter. Ich hatte immer den Drang raus zu gehen. Ich habe mir kleine Routinen geschaffen, bin ich Stadt, habe Besorgungen gemacht und am Leben teilgenommen.“ Trotz des Schmerzes weiß Christa es zu schätzen, dass es ihr gut geht. Das versucht sie zu leben und zu genießen.