Beim Ölziehen (auch Ölkauen, Ölsaugen oder Ölkur) wird der Mund mit Pflanzenöl gespült. Für etwa zehn Minuten (oder länger) soll ein Esslöffel Sonnenblumen-, Sesam- oder Olivenöl im Mund und zwischen den Zähnen bewegt werden.
Da das Öl dann die Giftstoffe und gesundheitsschädlichen Bakterien des Mund-Rachenraumes enthält, soll es nach Abschluss des Ölziehens ausgespuckt werden. Es handelt sich um ein „Ausleitendes Verfahren“ und stammt ursprünglich aus der Ayurveda-Medizin.
Laut Fürsprecher kann Ölziehen viele Krankheiten lindern oder heilen, u. a. Kopf- und Zahnschmerzen, Hauterkrankungen, Rheuma, Arthrose, Blasen- und Nierenleiden. Obgleich wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit fehlen, ist Ölziehen in der Alternativmedizin weit verbreitet.
Bewertung
Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen im Mund-Rachen-Raum oder Magen-Darm-Trakt sowie in Leber oder Niere leiden häufig unter Mundgeruch. Auch Krebstherapien (z. B. Chemo-, Strahlen-, Antihormontherapien) können dazu führen. Dies liegt insbesondere an der Auswirkung der Behandlungen auf Schleimhautzellen, die vermehrt absterben und einen Nährboden für Mikroorganismen (u. a. Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten) bilden. Bakterien und Pilze sind in der Lage, Gase freizusetzen, die den Mundgeruch hervorrufen.
Bereits im Talmud (Schriftwerk, das die Regeln für die Umsetzung der hebräischen Bibel in Praxis und Alltag enthält) wird gegen Mundgeruch empfohlen: tägliche Mundspülung mit einem Teelöffel Olivenöl. Das Öl ca. fünf bis zehn Minuten im Mund halten und alle Bereiche umspülen. Die Ölsäure im Olivenöl wirkt antioxidativ und bakterientötend, das Öl bildet einen Schutzfilm auf der Schleimhaut. Verstärkt werden kann der Effekt durch Zugabe von frisch gepresstem Zitronensaft.
Da es ansonsten keine Belege für die Wirksamkeit des Ölziehens gibt, kann es allenfalls zur Reduktion von Mundgeruch empfohlen werden, nicht aber zur Vorbeugung oder Therapie von Krebs oder anderen Erkrankung.